Optimierung bei Wärmepumpenanlagen – Strategie und Beispiele –

Optimierung der Jahresarbeitszahl bei bestehenden
Wärmepumpenanlagen mit Erdwärmesonden
– Strategie und Beispiele –

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Prof. Dipl.-Ing. Werner Schenk
Hochschule München
Lothstraße 34,
D-80335 München
werner.schenk@hm.edu

Arbeitszahlanforderung an Wärmepumpenanlagen

Für die Arbeitszahl wurde hier die folgende Definition verwendet:

AZ 2=(Wärmemenge von Wärmepumpe u. elktr. Ergänzungsheizung [kWh])/(elektrische Energie für Verdichter u. Solepumpe [kWh])

Beim Einsatz von Wärmepumpenanlagen mit Erdwärmesonden im Neubau muss entsprechend den Anforderungen des Erneuerbare Energien-Wärmegesetzes (EEWG) eine Mindestarbeitszahl von 4,0 (3,8 wenn mit Trinkwarmwasserbereitung) nach VDI 4650 nachgewiesen werden.
Auch bei Beantragung einer Basisförderung für den Altbau nach dem Markt Anreiz Programm (MAP) ist bei Wärmepumpenanlagen mit Erdwärmesonden eine Arbeitszahl von 4,0 (3,8 bei Wohngebäuden) mit VDI 4650 nachzuweisen.
Vom Fraunhofer ISE wurden 56 Erdreich-Wärmepumpenanlagen vermessen. Dabei wurden Jahresarbeitszahlen zwischen 3,0 und 5,0 gemessen. Die mittlere Jahresarbeitszahl betrug 3,9.
Bei der eigenen Messung von 24 Erdwärmesonden-Wärmepumpenanlagen wurden Arbeitszahlen zwischen 1,9 und 6,0 gemessen. Diese Werte zeigen einerseits wie effizient und ressourcenschonend diese Technik sein kann. Anderseits wird hier – wie in fast keiner anderen Disziplin (möglich) – ein sehr hohes Optimierungspotential aufgezeigt.

Nach dem EEWG und dem MAP müssen Wärmemengenzähler und separate Stromzähler für die Wärmepumpenanlagen installiert werden. Bisher gibt es keine gesetzliche Anforderung eine bestimmte Arbeitszahl im Praxisbetrieb zu erreichen. Dennoch ermitteln kosten- und umweltbewusste Planer und Betreiber die Arbeitszahl bzw. die Verbrauchskosten ihre Anlagen. Ausgelöst durch hohe Verbrauchskosten, verursacht durch niedrige Arbeitszahlen wegen hydraulischer Effekte wurden in der Vergangenheit ca. 200 Wärmepumpenanlagen optimiert. Aus dieser Erfahrung entstand eine Optimierungssystematik nach dem folgenden 11-Punktecheck.

1. Datenanalyse

Bevor ein Vor-Orttermin stattfindet, sollten Daten vom Gebäude von der Wärmepumpenanlage, von der Wärmequellenanlage, die Stromrechnungen über die letzten Jahre sowie Messungen der erzeugten Wärmemenge eingeholt werden. Hiermit können Planungsfehler, gebäudeuntypische Wärmeverbrauchswerte, niedrige Arbeitszahlen, ein hoher Stromtarif oder untypische Verbrauchsänderungen bereits im Vorfeld erkannt werden. Nach Auswertung der Daten kann der Vor-Orttermin zielgerichteter vorbereitet und durchgeführt werden. Für den Vor-Ort-Termin sollte der Sole-Verteiler/ Sammler auf gut zugänglich sein. Falls bei einem selbst und beim Betreiber keine guten Kenntnisse der Heizungsregelung vorhanden sind, sollte zusätzlich ein mit dem Regler geübter Installateur oder besser der Werkskundendienst für einen begrenzten Zeitraum dabei sein.

2. Erdwärmesondenanlage
2.1 Außenbereich: Verteiler/Sammler
Nach Überprüfung der fachgerechten Installation und aller hydraulischen Komponenten und Einstellungen (alle Schieber offen?), muss die Durchströmung aller Erdwärmesonden geprüft werden. Wenn möglich sollte bei Doppel-U-Rohr-Erdwärmesonden die Durchströmung jeder der beiden U-Schleifen überprüft werden.
Die Durchströmung kann mit drei Methoden geprüft werden:
Volumenstrommesser: Wenn Volumenstrommesser installiert wurden, kann hier neben der Durchströmung auch der Volumenstrom zur späteren Überprüfung der Strömungsverhältnisse ermittelt werden
Temperaturmessung: Wenn alle Erdwärmesonden einer Anlage durchströmt werden, dann sind die Rücklauftemperaturen der Sole in die Erdwärmesonden identisch. Das gilt auch für Erdwärmesonden, die nur geringfügig durchströmt werden. Auch bei unterschiedlichen geologischen und hydraulischen Verhältnissen sind die Vorlauftemperaturen bei fachgerechter Installation ähnlich. Falls eine Erdwärmesonde oder ein Kreis einer Erdwärmesonde nicht oder zu wenig durchströmt wird, dann weicht die Vorlauftemperatur des betroffenen Kreises von den Vorlauftemperaturen der anderen Kreise erheblich ab, bzw. ist identisch mit der Temperatur im Verteilerschacht.
Kondensation/Vereisung: Wenn einzelne Kreise nicht durchströmt werden, zeigt sich dies deutlich bei entsprechender Außenluftfeuchte und Soletemperatur (Taupunktunterschreitung  Kondensat, evtl. Eisbildung). Kreise mit trockener Oberfläche sind schlecht oder gar nicht durchströmt.

 

2.2 Innenbereich(Hydraulik)
2.2.1 Solekonzentration
Da in der Regel ein Betrieb mit Wasser nicht möglich ist, sollten wegen der besseren physikalischen Eigenschaften (kinematische Viskosität, spezifische Wärmekapazität und Wärmeübergangszahl) Monoethylenglycol statt Polypropylenglycol verwendet werden. Mit einem Refraktometer wird die Konzentration in der Sole gemessen. Bei normalen Bedingungen stellt die Konzentration von 20 Vol.-% Monoethylenglycol einen guten Kompromiss für ausreichenden Frost- und Korrosionsschutz bei relativ geringer Umwälzpumpenleistung und moderater/guter Wärmeübertragungseigenschaften dar.
Zu beachten ist, dass mit zunehmender Solekonzentration turbulente Strömungsverhältnisse nur mit einem sehr viel höheren Volumenstrom und deutlich höherer elektrischer Leistung der Soleumwälzpumpe erreicht werden können. (Turbulente Strömungsverhältnisse verbessern den Wärmeübergangskoeffizienten zwischen Wand und Fluid)

2.2.2 Soletemperatur
Erst nach einer Betriebsdauer von mindesten 20 Minuten sollten alle relevanten Temperaturen (Sole Vor- und Rücklauf, Heizkreisvor- und Rücklauf, Verdampfungs- und Überhitzungstemperatur und Kondensationstemperatur) an der Wärmepumpe ermittelt werden.
Mit Hilfe der Solevorlauftemperatur und Erfahrungswerten von anderen effizienten Wärmepumpenanlagen mit Erdwärmesonden (sieh Abb. 3) kann beurteilt werden, ob die Erdwärmesonde passend zum Wärmebedarf des Objektes dimensioniert ist.
Bei einer Temperaturspreizung zwischen Vor-und-Rücklauf < 4 K im Solekreis und deutlicher Unterschreitung der Minimalwerte (ggf. Wiederholungsmessung) nach Abb. 3, müssen zusätzliche Erdwärmesonden ergänzt werden.
Für den effizienten Anlagebetrieb sollte die Temperaturspreizung im Solekreislauf, abhängig von individuellen Anlageparametern wie Anlagenhydraulik, Effizienz der Soleumwälzpumpe, Temperaturglide und Überhitzung des Kältemittels im Bereich von 3 bis 6 K liegen.

2.2.3 Volumenstrom
Der Solevolumenstrom wird für die Beurteilung der Strömungsart in den Erdwärmesonden, für das Erkennen abnormaler Druckverluste und für die Beurteilung der Effizienz der Soleumwälzpumpe benötigt. Unter Beachtung der (bei 2.2.2) gemessenen Vor- und Rücklauftemperaturen von Heizwasser und Sole kann mit den Herstellerunterlagen die Kälteleistung ermittelt werden. Bei einer Solekonzentration von 20 Vol-% kann dann mit der der Formel v ̇=(Kälteleistung [W]*3600 s/h )/((t Solevorlauf-t Solerücklauf)*3,85 kJ/kgK*1,04kg/l) der Solevolumenstrom berechnet werden.

2.2.4 Druckverlust
Anhand der Pumpenkennlinie (Solekonzentration beachten) des Herstellers der Soleumwälzpumpe kann mit dem Solevolumenstrom die Pumpenförderhöhe bestimmt werden. Die Förderhöhe sollte normalerweise im Bereich von 4 bis 6 mWS liegen. Bei einer größeren Förderhöhe sollte der Filter gereinigt und der Druckverlust verdächtiger Armaturen (Leitungen, Luftabscheider, Absperrschieber) recherchiert und wenn möglich reduziert werden.

2.2.5 Ausdehnungsgefäß
Hat das Ausdehnungsgefäß zu wenig Raum um Volumenänderungen zu kompensieren, tritt bei Temperaturerhöhung im Solekreis Flüssigkeit an Flanschen und Schraubverbindungen aus. Bei Abkühlung des Solekreises wird Luft in die Erdwärmesondenanlage gesaugt. Luftpolster in einzelnen Erdwärmesonden hemmen die Durchströmung und reduzieren damit den Energiegewinn aus den betroffenen Erdwärmesonden. Als Nebeneffekt sinkt der Anlagendruck und Anlagenbetreiber werden häufig mit der falschen Diagnose „Anlagenleckage“ stark beunruhigt.
Um dies zu vermeiden muss nach Überprüfung der richtigen Dimensionierung des Ausdehnungsgefäßes der richtige Vor- und Betriebsdruck am Ausdehnungsgefäß überprüft werden. Für die Ermittlung und die fachgerechte Einstellung des Vordruckes (i. d. R. 0,7 bis 1 bar) muss das Ausdehnungsgefäß vom Solekreis getrennt und soleseitig entleert werden. Der Systemdruck (i. d. R. Vordruck + 0,3 bar) wird nach dem hydraulischem Anschluss des Ausdehnungsgefäßes durch die entsprechende Anlagenbefüllung eingestellt. Klingt umständlich !

Vorgehen zum Einstellen des Vor- und Betriebsdruckes am Ausdehnungsgefäß:
Überprüfung der Dimensionierung
Ausdehnungsgefäß abmontieren und soleseitig entleeren
???

2.2.6 Soleumwälzpumpe – Betriebsbedingungen
Bei Ausführung der einer Soleumwälzpumpe mit Drehstrohmmotor sollte das Rechtsdrehfeld mit einem elektrischen Drehfeldmessgerät, einem magnetischen Drehrichtungsindikator oder nach der „Schraubenziehermethode“ bestimmt werden. Bei Anschluss mit Linksdrehfeld fördert die Pumpe irreführend in Normalrichtung, aber nur mit ca. 30 % des Volumenstromes. Durch den einfachen Platzwechsel zweier Phasen im Anschlusskasten der Pumpe kann das Drehfeld geändert werden.(Fachmann!!!)
Bei turbulenter Durchströmung der Erdwärmesonden wird der Wärmeübergang verbessert, die Soletemperatur erhöht und damit der COP des Kältekreislaufes um 2,5 % pro Kelvin verbessert. Daher sollte zunächst mit dem schon ermittelten Solevolumenstrom die Strömungsform bestimmt werden.
Bei 20 Vol-% Monoethylenglycol muss für eine turbulente Strömung bei der 32 mm Dopple-U-Rohr EWS ein Volumenstrom von mindesten 1210 l/h vorliegen. Nun kann gegengerechnet werden, ob eine höhere Betriebsstufe der Soleumwälzpumpe oder ein Austausch sich rechnet.

2.2.7 Soleumwälzpumpe – Hocheffizienzpumpe
Mit Kenntnis des Sollvolumenstroms und der Förderhöhe im idealen Betriebspunkt für turbulente Strömung in den Erdwärmesonden kann eine neue ideale Hocheffizienzumwälzpumpe ausgewählt und deren Wirtschaftlichkeit geprüft werden.

 

2.2.8 Gegenströmung am Verdampfer
Sowohl der Verdampfer als auch der Kondensator der Wärmepumpe müssen im Gegenstrom zum Kältemittel durchströmt werden. Ist das nicht der Fall, so sinkt die Leistungszahl der Wärmepumpe jeweils um über 20 %. Hauptursache für den fehlerhaften Anschluss nach dem Geichstromprinzip ist die nicht eindeutige und einheitliche Anschlussbeschriftung an Geräten mit „Wärmequellenvorlauf“ und „Wärmequellenrücklauf“. Auch in Fachkreisen gibt es hierzu unterschiedliche Definitionen.
Da physikalisch bedingt der Verdampfer kältemittelseitig von unten nach oben durchströmt wird („Verdampfung, Dampf steigt nach oben“) muss der Verdampfer soleseitig von oben nach unten durchströmt werden.
Am Kondensator muss die Durchströmung mit Heizwasser von unten nach oben erfolgen.

3. Wärmepumpe
Einfache Überprüfung: Nach einer Betriebszeit von etwa 2 Minuten dürfen im Schauglas keine Blasen mehr erscheinen. Ebenso dürfen keine Ölspuren sichtbar oder ertastbar sein. Andernfalls ist ein effizienzschädigender Kältemittelverlust wahrscheinlich.
Exakte Prüfung: Für die energetische Bewertung des Kältekreislaufes muss die Leistungszahl (COP) bei genau definierten Sole und Heizwassertemperaturen ermittelt werden:

COP=(Heizleistung [kW])/(elektrische Leistungsaufnahme Verdichter [kW])

Zur Ermittlung der Heizleistung des Kältekreislaufes kann – je nach Installationsort und Ausführung- der Wärmemengenzähler als Heizleistungsmesser verwendet werden. Andernfalls muss ein mobiler Heizleistungsmesser eingesetzt werden.
Für die Messung der elektrischen Aufnahmeleistung kann am einfachsten der EVU-Zähler verwendet werden. Zu beachten ist dann aber, dass für die Ermittlung der Verdichteraufnahmeleistung alle Hilfsaggregate durch selektive Leistungsmessung bestimmt und von der Gesamtleistung abgezogen werden müssen. Da der COP eines Kältekreislaufes sehr abhängig von den Temperaturen auf der Wärmequellen- und Wärmenutzungsseite ist, müssen diese zeitgleich mit der elektrischen und thermischen Leistungsmessung erfasst werden. Falls die ermittelte Leistungszahl mehr als 10 % unter der Herstellerangabe liegt, sollte die Anlage vom Werkskundendienst oder einem erfahrenen Kälteanlagenbauer optimiert werden.

4. Hydraulik
Für eine möglichst hohe Arbeitszahl muss die Temperatur der Sole von und zur Erdwärmesondenanlage identisch sein mit der Temperatur der Sole in und aus dem Verdampfer. In Abb. 8 ist das Rückschlagventil der von WP 2 defekt oder nicht vorhanden. Bei ausschließlichem Betrieb von WP 1 wird der Verdampfer der WP 2 entgegen der normalen Strömungsrichtung durchströmt. Hierdurch kommt es am Punkt A zu einer Mischung von warmer Sole aus der Erdwärmesondenanlage mit der kalten Sole aus WP 2.
Im Beispiel sinkt das Temperaturniveau im Verdampfer um 2 K was den COP zunächst um 7 % verschlechtert. Außerdem werden möglicherweise in der Erdwärmesonde keine turbulenten Strömungsverhältnisse erreicht. Der COP sinkt um insgesamt 15 %. Mit einer Temperaturmessung an entsprechenden Verzweigungspunkten sind Rückschlagventile und Motorabsperrventile auf fachgerechte Funktion zu überprüfen.

5. technischer Speicher, Kombispeicher
Grundsätzlich sollte bei einer an der unteren Leistungsgrenze dimensionierten Wärmepumpe und bei Vermeidung von Gebäudeteilbeheizung der Speicher aus Effizienzgründen weggelassen werden. Da die beiden Randbedingungen in der Planungsphase oft nicht gewährleistet werden können, kommt der Speicher häufig zum Einsatz.
Die Aufgabe von Speichern ist die Gewährleistung der Mindestlaufzeit (ca. 10 Minuten) des Verdichters. Neben den relativ unbedeutenden Wärmeverlusten besteht beim Einsatz des Speichers die Gefahr des Mischens von Heizwasser unterschiedlicher Temperatur. Jedes Kelvin Temperaturänderung durch Mischen bedeutet, dass Wärme auf einem unnötig hohen Temperaturniveau erzeugt wurde. Beim üblichen „Mischen“ um 5 K wird ein Mehrverbrauch für den Verdichter von 17 % verursacht wird.
Da beim Parallelspeicher unter Praxisbedingungen fast nie Volumenstromgleichheit zwischen Wärmeerzeugerseite und Wärmenutzung besteht, wird im Parallelspeicher entweder die Heizwassertemperatur im Vorlauf reduziert oder im Rücklauf angehoben. Dieser grundsätzliche Nachteil besteht bei Einsatz eines Reihenspeichers im Rücklauf (weniger Wärmeverluste) oder Vorlauf (elektrische Ergänzungsheizung kann integriert werden) nicht. Voraussetzung für die Vermeidung von Mischvorgängen ist die fachgerechte Einstellung des Differenzdrucküberströmers.
Der Differenzdrucküberströmer muss so eingestellt werden, dass er im Normalbetrieb schließt und erst bei extremer Gebäudeteilbeheizung – entsprechend einer Heizwasser-Temperaturdifferenz am Kondensator von 8 bis 10 K – öffnet.
Häufig werden wegen Einbindung einer Solaranlage oder eines Holzkessels zur Trinkwarmwasserbereitung und Heizungsunterstützung Kombispeicher eingesetzt. Auch hier tritt bei Beladung, Entladung und im Ruhezustand fast immer eine Wärmeübertragung vom hochtemperierten Bereich in den niedriger temperierten Bereich auf. Der Wärmegewinn durch die Solaranlage wird häufig durch eine niedrigere Arbeitszahl und hierdurch bedingten unnötigen Bedarf an elektrischer Energie „kompensiert“. Zur Verbesserung kann eine konsequente klassische hydraulische Trennung zwischen Wärmeerzeugung für das Heizen und die Trinkwarmwasserbereitung durchgeführt werden.

6. Wärmeverteilung
Hydraulischer Abgleich:
Um mit einer außentemperaturabhängigen und möglichst tiefen Heizwassertemperatur in allen Räumen für behagliche Temperaturen zu sorgen, ist der hydraulische Abgleich aller Heizkreise notwendig. Falls keine Unterlagen mit berechneten Einstellwerten vorhanden sind, muss der hydraulische Abgleich zur Überprüfung der Einstellwerte nachgerechnet werden. Wenn auf die Nachrechnung aus Kostengründen verzichtet wird, können grobe Einstellfehler mit einer einfachen Methode aufgedeckt und beseitigt werden: Bei ganz geöffneten Ventilen (Einzelraumregelung auf hohe Temperaturstellung) und nach einer Wärmepumpenbetriebszeit von 30 Minuten werden alle Rücklauftemperaturen notiert. Mit dem Ziel ähnlicher Rücklauftemperaturen an allen Bereichen, werden die Voreinstellung am Heizkreisverteiler oder Heizkörperthermostat entsprechend korrigiert.

Hohe Heizwassertemperatur für Bäder:
Räume mit einer abweichend hohen Temperaturanforderung an den Heizwasservorlauf verursachen bei der Wärmeerzeugung für alle Heizkreise eine sonst nicht notwendig hohe Heizwassertemperatur. Mit anderen Worte. Wegen des Badezimmers muss die gesamte Heizwärme auf einem unnötig hohen, die Arbeitszahl reduzierenden, Temperaturniveau durchgeführt werden. Unter Beibehaltung der hohen Raumtemperatur kann die Heizwassertemperatur durch folgende Änderungen reduziert werden: Steigerung des Volumenstroms durch den hydraulischen Abgleich, größere Heizflächen, Gebläsekonvektoren, zusätzliche Wandheizung oder Einsatz einer lokalen, zeitlich gesteuerten elektrischen Zusatzheizung.

7. Trinkwarmwasserbereitung (TWB)
Um Betriebssicherheit und möglichst tiefe Temperaturen bei der TWB zu gewährleisten, muss zunächst der Wärmetauscher möglichst effizient sein. Eine gute praxisnahe Dimensionierung der Wärmetauscher verschiedener Systeme ergibt sich aus der Abb. 11.
Da eine Wärmepumpe in der Anlaufphase ca. 2 bis 8 Minuten bis zum Erreichen eines effizienten Betriebszustandes benötigt, sind häufige TWB-Anforderungen (gleichbedeutend mit kurzen, ineffizienten Laufzeiten) durch eingeschränkte zeitliche Freigaben oder Platzierung des Temperaturfühlers im oberen Speicherbereich zu vermeiden. Diese Optimierung muss gegen mögliche Komforteinbußen abgewogen werden. Auch die Temperaturanforderungen nach DVGW 551 sind dabei zu beachten.

8. Heizkurve
Eine sehr einfache und fast immer durchführbare Optimierung ist die Absenkung der Heizkurve. Bei Verzicht auf Sicherheitszuschläge und im Wissen, dass bei einer Wärmepumpenregelung außentemperaurabhängig die Rücklauftemperatur geregelt wird kann die Heizkurve sehr häufig um 10 K abgesenkt werden. Man sollte dem Betreiber notwendige Informationen zur selbständigen Optimierung der Heizkurve geben. Der ehrliche Hinweis, hierdurch selbst beim EFH mehrere hundert Euro Stromkosten einsparen zu können, wirkt motivierend.
NB: Zur Nutzung des in der Regel günstigeren Nachttarifes und zur Steigerung der Jahresarbeitszahl durch eine niedrigere Heizwassertemperatur sollte keine Nachtabsenkung durchgeführt werden.
9. Kühlung
Zunächst ist zu prüfen, ob durch hydraulische Fehlströmungen oder zu tiefe außentemperaturabhängige Freigabezeiten ungewollt gekühlt wird. Falls im Gebäude Kompressionskälte erzeugt wird, sollte durch Optimierung der Wärmetauscherflächen und Verlängerung der Kühlzeit das Potential der (vermehrten) freien geothermischen Kühlung genutzt werden.
Bei Nutzung der freien Kühlung verdienen die Dimensionierung und der Betrieb der Soleumwälzpumpen besondere Aufmerksamkeit. Insbesondere kann durch eine temperaturabhängige Drehzahlregelung der Soleumwälzpumpe oder durch Installation eines Kaltwasserspeichers, zur Reduzierung der Takthäufigkeit, eine deutlichen Steigerung der „Arbeitszahl im Kühlbetrieb“ erreicht werden.
Abb. 12 zeigt die freie Kälteerzeugung eines Gewerbegebäudes zur Kühlung über Bauteiltemperierung mit 200 kW und einer Serverkühlung mit 20 kW. Durch die Integration eines Kaltwasserspeichers konnte die „Arbeitszahl für freies Kühlen“ von 10 auf 42 erhöht werden.

10. Heizkreisumwälzpumpen
Analog zu 2.2.7 muss zur Prüfung des Einsatzes von einer oder mehreren Hocheffizienzumwälzpumpen im Heizkreis zunächst der benötigte Betriebspunkt ermittelt werden. Häufig ist der an der Pumpe eingestellte Betriebspunkt irgendwann zu hoch eingestellt worden. Der wirklich benötigte Betriebspunkt kann evtl. aus dem hydraulischen Schaltplan entnommen werden, muss berechnet werden oder kann bei mehrstufigen ggf. regelbaren Pumpen im Anlagenbetrieb iterativ ermittelt werden.
Mit dem ermittelten Betriebspunkt bzw. dem Betriebsbereich kann anschließend wie bei 2.2.7 die Wirtschaftlichkeit einer neuen Hocheffizienzpumpe geprüft werden. Da die Heizkreisumwälzpumpe im Vergleich zur Soleumwälzpumpe bis zu dreimal höhere jährliche Betriebsstunden aufweist, kann die mögliche Energieeinsparung im Vergleich zur Soleumwälzumpe viel höher sein. Falls die Wirtschaftlichkeit nicht gleich gegeben ist, so ist der Pumpenvorschlag für einen sinnvollen Pumpenwechsel bei einem Defekt der bestehenden Pumpe nützlich.

11. Dokumentation
Um einen nicht optimalen Anlagenbetrieb mit entsprechenden Verbrauchskosten und unnötiger Umweltbelastung frühzeitig zu erkennen, sollte sowohl die erzeugte Wärmemenge als auch die verbrauchte elektrische Energie ermittelt und daraus die Arbeitszahl berechnet werden. Dieser Vorgang sollte in den ersten beiden Betriebsjahren monatlich und danach zumindest jährlich durchgeführt werden. Damit die Daten von allen Beteiligten zielgerichtet verwendet werden können, sollten die Werte in einer Excelliste eingetragen und mit der entsprechenden Formel ausgewertet werden. und bei Bedarf entsprechend verteilt werden.
Weiterhin bewährt sich ein „Anlagenlogbuch“. Hier sollten alle Einstellungen an der Heizkurve, des Reglers und der Umwälzpumpen notiert werden. Änderungen zur Optimierung sind jederzeit möglich, sollen aber mit Datum und Name der ausführenden Person eingetragen werden. Falls nach einer Änderung Probleme oder ein Mehrverbrauch auftritt, kann der bessere vorherige Zustand wieder eingestellt werden.

Zusammenfassung:
Mit dem 11-Punktecheck wurden bereits erhebliche Energieeinsparungen bei bestehenden Anlagen erreicht
In der Regel lohnt es sich, alle Punkte zu prüfen
Die Arbeitszahl der Wärmepumpenanlage sollte anfangs monatlich und ab dem 2. Jahr jährlich dokumentiert und gegebenenfalls optimiert werden